Fluktuation
Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast? Uwe S., potentieller Vendor Manager mit taktischer VertiefungDer Reihe nach. Uwe steuert ein externes Team mit einer Sollstärke von 50 Agents. Leider gab es im Herbst letzten Jahres 6 Abgänge. 5 Personen konnten in der Zwischenzeit schon wieder nachbesetzt werden. Allerdings ist deren Produktivität noch lange nicht auf dem Niveau der "alten Hasen". Kurz: Es fehlt an Kapazität, weshalb das Servicelevel noch immer ausgesetzt ist. Er überlegt, ob die Zahl 5 % vielleicht für den Dienstleister an sich gilt. Irgendwann denkt er nicht mehr daran. Als er heute mit uns über sein Interesse an der Ausbildung zum Operativen Vendor Manager mit taktischer Vertiefung spricht, erzählt er uns die Story. Für Uwe und dich als Leser:in: Ja, wir sprechen im Rahmen der Ausbildung auch über Kennzahlen wie die Fluktuationsrate und wie wir damit umgehen. Ja, die Termine sind noch nicht fix. Dafür können wir dir jedoch gerne Sonderkonditionen anbieten. Wir finden: Für Vendor Manager:innen ist es entscheidend, die richtige Berechnungsmethode zu wählen, um die Fluktuation korrekt zu bewerten. Nur so lassen sich fundierte Entscheidungen treffen und Missverständnisse mit Dienstleistern vermeiden. Dazu weiter unten mehr.
Fluktuation - 2 Tipps:
In unserem Webinar "Sorgenfreies Outsourcing: Das geheime Rezept für weniger Kosten beim Dienstleister" zeigen wir dir auch, wie du als Vendor Manager:in die Fluktuationsrate bei deinen Dienstleistern reduzieren kannst. Obendrein sparst du Kosten. Im Rahmen der Ausbildung Operativer Vendor Manager mit taktischer Vertiefung üben wir mit dir, wie du- mit deinem Dienstleister über die gleichen Zahlen spricht - siehe Fluktuationsrate
- effizienter steuerst und
- dir das Leben dabei erleichterst.
5% Fluktuation bei 6 Abgängen von 50?
Um die Frage von Uwe zu beantworten, hilft es, sich zunächst mit dem Thema Berechnungsmethoden zu beschäftigen. Denn da gibt es gleich mehrere, die alle den Anspruch einer Standardformel erhebenBDA-Formel:
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) propagiert die BDA-Formel. Sie setzt auf klassische Weise die Abgänge ins Verhältnis zum durchschnittlichen Personalbestand.freiwillige Abgänge | ||
Fluktuationsrate = | geteilt durch | x 100 |
durchschnittlicher Personalbestand |
- Freiwillige Abgänge: 6
- Zugänge: 5
- Durchschnittlicher Personalbestand: 49,5
Schlüter-Formel:
Die Schlüter-Formel unterscheidet sich von der BDA-Formel, indem sie den Personalbestand zu Beginn der Periode und die Zugänge berücksichtigt. Damit trägt sie dem Umstand Rechnung, dass Abgänge über einen Zeitraum hinweg erfolgen, während der Personalbestand zu einem festen Zeitpunkt gemessen wird. Dazu führt man mehrere Schritte durch.Schritte zur Berechnung nach Schlüter:
- Abgänge zählen:
- Zähle die Anzahl der Mitarbeiter:innen, die das Unternehmen innerhalb eines bestimmten Zeitraums (z. B. eines Jahres) verlassen haben.
- Hinweis: Nur freiwillige Abgänge (z. B. Kündigungen) werden typischerweise berücksichtigt. Renteneintritte, Versetzungen oder Vertragsausläufe und dergleichen zählen nicht.
- Durchschnittlicher Personalbestand berechnen:
- Pragmatisch: Addiere den Personalbestand zu Beginn und am Ende des Zeitraums und teile die Summe durch 2.
- Einsetzen in die Formel:
- Teile die Anzahl der Abgänge durch den durchschnittlichen Personalbestand und multipliziere das Ergebnis mit 100, um die Fluktuationsrate in Prozent zu erhalten.
freiwillige Abgänge | ||
Fluktuationsrate = | geteilt durch | x 100 |
Personalbestand + Zugänge |
- Abgänge: 6
- Personalbestand zu Beginn der Periode: 50
- Zugänge: 5
- Personalbestand am Ende der Periode: 49
Schlüter 2 - Es wird noch kurioser
Nehmen wir an, dass 3 der 6 Abgänge zum Beispiel aus auslaufenden Arbeitsverträgen (oder man denke an Leiharbeiter:innen) resultieren. Was für ein Wert nach Schlüter errechnet sich dann Uwes Zahlen? Berechnung:- Abgänge freiwillig: 3
- Abgänge sonstige: 3
- Personalbestand zu Beginn der Periode: 50
- Zugänge: 5
- Personalbestand am Ende der Periode: 49
IW-Formel:
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) verfügt ebenfalls über eine eigene Methode zur Berechnung der Fluktuationsrate, die häufig verwendet wird. Sie berücksichtigt sowohl die Abgänge als auch die Zugänge von Mitarbeitern und setzt diese ins Verhältnis zum durchschnittlichen Personalbestand. Dadurch bietet die Methode eine ausgewogene Betrachtung der Personalbewegungen.Formel der Fluktuationsrate nach IW:
Abgänge plus Zugänge | ||
Fluktuationsrate = | geteilt durch | x 100 |
2 x Durchschnitt Personalbestand |
- Freiwillige Abgänge: 6
- Zugänge: 5
- Durchschnittlicher Personalbestand: 49,5
Übrigens - die Bundesagentur für Arbeit berechnet Fluktuation nochmal anders
Die deutsche Bundesagentur für Arbeit rechnet unserer Wissens nämlich so. Anzahl Abgänge (exklusive Renteneintritte, Umzüge ins Ausland, Berufsunfähigkeit, etc.) geteilt durch Beschäftigte im Jahresdurchschnitt multipliziert mit 100.Die Methode macht den Unterschied
5,45 %, 10,91 %, 11,11 %, 12,12 % - was gilt denn jetzt? Wie Uwe so treffend bemerkt:‚Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.‘
Über dass Zitat
Das bekannte Zitat wird oft verwendet, um Skepsis gegenüber Zahlen und Daten auszudrücken. Auch wenn es häufig Winston Churchill zugeschrieben wird, konnten wir keinen Beleg dafür finden, dass er diesen Satz tatsächlich gesagt hat. Es handelt sich vielmehr um einen Ausdruck der allgemeinen Kritik an der Manipulierbarkeit von Statistiken. Statistiken sind ein mächtiges Werkzeug, um Informationen zu analysieren und Entscheidungen zu treffen. Doch ihre Aussagekraft hängt stark davon ab, wie die Daten erhoben, ausgewertet und präsentiert werden. Durch die Wahl bestimmter Methoden, Vergleichszeiträume oder Diagrammtypen können Statistiken verzerrt dargestellt werden, um eine gewünschte Botschaft zu unterstützen. Das Zitat mahnt daher zur Vorsicht:- Zahlen wirken objektiv, doch ihre Interpretation ist oft subjektiv.
- Es fordert uns auf, kritisch zu hinterfragen, wer die Daten erhoben hat, welche Annahmen zugrunde liegen und ob die Darstellung die Realität korrekt widerspiegelt.
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